ist eigentlich ganz emotionslos zu beantworten: „Die Pflanzen haben nichts zu verschenken“…… was einmal aufwendig hergestellt wurde, wird nun als Reserve eingelagert oder schützt die Pflanze …..
Die sommergrünen Pflanzen bereiten sich auf die Ruheperiode im Winter vor. Dieser Vorgang des Alterns der Blätter wird durch die abnehmende Tageslänge im Herbst und dem damit verbundenen Nachlassen der Dauer und der Intensität der Sonneneinstrahlung ausgelöst. Die sinkenden Temperaturen beschleunigen den Prozess. Starke Trockenheit kann den Fall der Blätter um mehrere Wochen vorverlegen.
Indian Summer oder Altweibersommer ?
Eins bleibt, wie auch immer die Erklärungen und Theorien lauten – zusammen mit den noch grünen Blättern und den vielen Übergängen zwischen den schönen Rot-, Gelb-, Braun- und Goldtönen bietet sich dem Auge ein wunderbares Farbenspiel.
In Nordamerika und Kanada wird diese Erscheinung als „Indian Summer“ (amerikan. foliage) bezeichnet. Dies ist nicht zu verwechseln mit dem deutschen Begriff „Altweibersommer“, der sich auf die von bestimmten Spinnenarten gewobenen Fäden bezieht, die vom Winde verweht in der Herbstsonne gleißen.
Grüne Farben
Als erster Schritt erfolgt der Abbau des Chlorophylls. Mit dem Einsetzen des Chlorophyllabbaus werden keine organischen Stoffe mehr produziert. Die Pflanze beginnt, die in den Blättern befindlichen Stoffe (Stickstoff, Phosphat, Proteine, Kohlenhydrate, Fette) abzubauen und zusammen mit den Mineralien abzutransportieren und an bestimmten Orten (z. B. Wurzel, Stamm, Knospen) einzulagern.
Parallel zu dem Vorgang erfolgt der Prozess der Blattablösung. Nach Ausbildung einer korkartigen Trennschicht zwischen Blattstiel und Zweig, die die Wasserversorgung allmählich unterbindet, stirbt das Blatt endgültig ab.
Blätter des Ahorn haben teilweise schwarze Flecken – dies ist Ahorn-Runzelschorf (Teerfleckenkrankheit) Rhytisma acerinum, ein Schlauchpilz.
Gelbe und rote Farben
Die gelbe und rote Färbung der Blätter entsteht, wenn im Herbst das Chlorophyll in den Chloroplasten abgebaut wird. Andere Farbpigmente, die in den Blättern während des Sommers durch das Chlorophyll überlagert waren, können nun wahrgenommen werden.
Carotinoide färben Blätter gelb bis goldgelb. Die Braunfärbung (z. B. bei Eichen und Buchen) wird durch Gerbstoffe verursacht. Die rote Farbe wird durch Anthocyane hervorgerufen, auch einige der Blautöne.
William Hamilton (einer der bedeutendsten Evolutionsbiologen des letzten Jahrhunderts) und Sam Brown formulierten die sog. „Signal-Theorie“. Demnach schützen bunte Blätter einen Baum vor bestimmten Insekten.
Der Signal-Theorie zufolge färben sich die Blätter eines Baumes umso intensiver, je gesünder und wehrhafter dieser ist. Die Insekten, die gut und schlecht „verteidigte“ Bäume anhand der Farbintensität erkennen können, ziehen schwächere Bäume vor, um ihrem Nachwuchs einen besseren Lebensstart zu ermöglichen. Blattläuse z. B. zeigen eine klare Vorliebe für grüne Blätter, die gelben und roten hingegen vermeiden sie. Je mehr rote Farbstoffe (Anthocyan) in den Blättern sind, desto mehr giftige Substanzen enthält sie. Da die Abwehrstoffe farblos sind, zeigt die rote Farbe automatisch die Abwehrstärke einer Pflanze an.
Die Biologen Martin Schaefer von der Universität Freiburg und David Wilkinson von der John Moores Universität in Liverpool geben noch andere Erklärungen dazu:
Die Blätter eines Baumes sind gerade in den herbstlichen Morgenstunden Licht- und Kältestreß ausgesetzt, einer Kombination, die die Photosynthese hemmt. Das Sonnenlicht kann nicht wie üblich in chemische Energie umgewandelt werden. Statt dessen bilden sich durch die Wirkung des „überschüssigen“ Lichtes freie Radikale, äußerst aggressive Moleküle, die das Blattgewebe zerstören. Anthocyane (werden sogar teilweise im Herbst neu gebildet) wirken wie ein Schutzschild – vor zu viel Licht und auch vor freien Radikalen.
Die bunten Farben des Herbstes schützen demnach die Blätter vor zu viel Sonne. Das Blattgewebe bleibt länger erhalten. Die Bäume können länger Energie gewinnen und noch mehr Nährstoffe recyceln.